4. April 2020
Was vielleicht heute wie eine Musterwohnung der klassischen Moderne erscheinen mag, ist in Wirklichkeit die letzte Atelierwohnung eines Großmeisters der Architektur, Hans Scharoun. Dort lebte er mit seiner Partnerin Margit von Plato bis zu seinem Tod im Jahre 1972. So war er einer der wenigen Architekten, die auch in ihrer eigenen (Sozial-)Architektur, in einem Siedlungsbau, wohnten.
Seine Frau nutzte diese, wie ein Appendix auf dem Dach des Hauses Heilmannring 66 schwebende Wohnung, ebenfalls noch bis zum ihrem späteren Ableben 1985. Allerdings reichte ihr die obere Etage der ehemals zweistöckigen Atelierwohnung, die das Paar gleich nach Fertigstellung 1961 bezog. Die Wendeltreppe zum 7. Stock wurde entfernt und durch ein kleines Bad ersetzt. Ursprünglich gehörte zur unteren Etage auch noch ein Büro. Diese Räume sind längerfristig vermietet und nicht zu besichtigen. Lange stand die Wohnung leer und war fast vergessen, bis sie von Architekturinteressierten und Journalisten wieder „entdeckt“ wurde – was nicht weiter schwierig war: gibt es doch bis heute noch die Originalklingel mit dem Namensschild „Scharoun / v.Plato“.
Zu besonderen Anlässen, wie dem Tag des Denkmals, wird die Wohnung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ansonsten achtet die Inhaberin des Kleinods, die Deutsche Wohnen, darauf, dass alles gepflegt bleibt, was noch von der früheren Einrichtung erhalten ist, und ermöglicht Architekturstudenten den Besuch der behutsam mit typischen Möbeln der Zeit ausstaffierten Wohnung.